12.04.2023

Klimaziele im Gebäudesektor: Stets bemüht; Versetzung gefährdet

Der deutsche Gebäudesektor hat die Klimaziele für 2022 erneut verfehlt. Woran liegt das? Sind die Klimaziele zu ehrgeizig? Oder haben wir zu wenig getan?

Sicher ist, dass wir mehr tun müssen, um unseren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Sicher ist auch, dass wir dazu noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben.

Lassen Sie mich mit einer kleinen Anekdote beginnen, die mir kürzlich ein Kunde erzählte: Der jährliche Besuch der Schornsteinfeger stand an. Sie kamen zu zweit und überprüften die Ölheizung seines Einfamilienhauses. Als die beiden Glücksbringer wieder aus dem Keller kamen und auf dem Weg zur Haustür waren, rief einer von ihnen: „Die Heizung ist völlig in Ordnung. Sie brauchen noch keine Angst vor dem Habeck zu haben“.

Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz als neue Angstfigur? Der Schornsteinfeger spielte mit seinem ernst gemeinten Scherz auf die Pläne des Ministeriums an, den Einbau nachhaltiger Heizsysteme energischer voranzutreiben. Ein Vorhaben, das heiß diskutiert wird. Und viel Widerstand erfahren hat. Widerstand in der Politik, in den Medien und in Teilen der Bevölkerung.

Wir müssen handeln: „Ziel erreicht, Klimaschutz verfehlt“, titelte kürzlich die „Zeit“ und berichtete über den aktuellen Stand der deutschen Klimabemühungen. Die Nachricht, die sich wie eine gute Nachricht anhört, dass Deutschland im Jahr 2022 weniger klimaschädliche Treibhausgase ausgestoßen hat als im Jahr zuvor, entpuppt sich bereits auf den zweiten Blick nicht als solche: Noch immer sind wir in einigen Sektoren, darunter auch im Gebäudebereich, sehr weit von den selbst gesteckten Ziele entfernt. Ein Rückschlag. Zwar konnte der Gebäudesektor im Energiekrisenjahr 2022 seine Emissionen senken, aber das reicht bei weitem nicht. Wir müssen mehr tun!

Aber wer soll das alles bezahlen? Ein berechtigter Einwand. Schließlich beherrschten vor nicht allzu langer Zeit noch Angstwörter wie Inflation, Rezession und Krise die Schlagzeilen. Dass viele Menschen und Unternehmen vor so elementaren Kosten wie der Grundsanierung ihrer Heizungsanlage und der damit oft verbundenen Erneuerung von Fassaden und Fenstern zurückschrecken, ist grundsätzlich verständlich.

 

Wer nicht digitalisiert, verliert

Was also tun in diesem Dilemma? Der Staat will und wird fördern. Das ist spätestens seit dem letztjährigen Klimaschutz-Sofortprogramm für den Gebäudesektor klar. Aber er muss auch auf die Unterstützung der Eigentümerinnen und Eigentümer setzen. Denn ohne sie geht es nicht. Sie müssen abgeholt werden. Wir müssen unsere Gebäude verändern, um langfristig echten Klimaschutz im Gebäudebereich zu erreichen.

Um das notwendige Tempo zu halten, können wir aber nicht nur auf teure Sanierung setzen, das sollte uns nach den ermüdenden Diskussionen der vergangenen Wochen klar sein. Wir müssen stärker digitalisieren. Wir müssen die Chancen nutzen, die uns neue Technologien kurzfristig bieten. Das hat auch die Politik erkannt: Sie stößt an verschiedenen Stellen Diskussionen zu diesem Thema an, wie im vergangenen Jahr bei der großen Bundeskonferenz zum Thema „Klimaziele kommunal digital meistern“. Dort wurden Pilotprojekte aus dem kommunalen Umfeld vorgestellt. Krankenhäuser, die durch Digitalisierung bis zu 30 Prozent ihres Energiebedarfs einsparen konnten. Zahlen, die überzeugen.

Oder durch Gesetze wie „Neustart für die Digitalisierung der Energiewende“. Ein Gesetz, das Anfang des Jahres verabschiedet wurde und vor allem auf den beschleunigten Einbau von intelligenten Stromzählern setzt. Ein wichtiger Schritt auch für energieeffiziente Gebäude.

 

Digitalisierung schafft Übersicht

Weniger Ressourcenverschwendung durch Digitalisierung ist ein mehrstufiger Prozess. Am Ende steht die reale und messbare Einsparung. Die Einsparung, die uns den Klimazielen näher bringt. Die Einsparung, die sich auch in geringeren Kosten niederschlägt. Die Einsparung, die wir in ESG-Berichten ausweisen können. Zu Beginn des Prozesses schafft Digitalisierung im Gebäude aber noch viel mehr: Datentransparenz. Wir bekommen den Überblick. Wissen, was in unseren Gebäuden passiert.

Unsere Branche hat dies spät erkannt, aber wie ich aus meinen letzten Gesprächen auf unterschiedlichen  Veranstaltungen mitgenommen habe, hat sie es erkannt. Ich sehe nun ein gemeinsames anpacken in der Immobilienwirtschaft. Die Digitalisierung soll dabei der entscheidende Gamechanger sein – nicht zum Selbstzweck, sondern zur tatsächlichen Effizienzsteigerung und zur Erreichung von “carbon zero”.

Wenn ich mit unseren Kundinnen und Kunden über Smart Buildings spreche, sage ich gerne, dass nicht nur die Gebäude intelligenter werden. Auch die Anlagenbetreiberinnen und -betreiber erhalten einen erheblichen Wissensvorsprung. Sie lernen ihr Gebäude und ihre Anlagen neu kennen.

In Verbindung mit der richtigen Software schaffen wir als Anbieter dieser Technologie nicht nur Transparenz oder die Möglichkeit, aktiv Ressourcen zu sparen. Wir schaffen vor allem einen unschätzbaren Wissensvorsprung. Die Möglichkeit, mit der Maschine zu interagieren. Wir können lernen, was ihr fehlt. Wie wir sie optimieren können. Wie wir mit ihr sparen können.

Es könnte so einfach sein. Die Technik steht bereit. Wir müssen sie nur nutzen. Gemeinsam können wir in kurzer Zeit unsere Gebäude intelligenter machen. Und damit einen wichtigen Schritt zu mehr Klimaschutz gehen. Denn ich bin mir sicher: Wir können die Ziele, die wir uns gesetzt haben, erreichen. Wir müssen nur alle Möglichkeiten wirklich nutzen – und das schnell. Lassen Sie uns also nun gemeinsam dafür sorgen, dass nach den Erkenntnissen und Einsichten zeitnah auch die notwendigen Taten folgen!