14.04.2022

Gebäudebestand in Europa: 2 Zimmer, Küche, ineffizient

„Wie auch immer – am Ende wollen’s alle a lichtdurchflutete Altbausch***“. Dieses Helmut-Dietl-Zitat beschreibt sehr treffend, wie sich die Wohnsituation in Deutschland darstellt: Der romantisierte Wunsch nach einem schönen Altbau, knarzigen Böden und leicht undichten Fenstern ist immer noch sehr präsent. Schön ist das, was alt ist. Doch entspricht dies noch dem Zeitgeist? Passt der Wunsch nach Doppelfenster und Dielenparkett mit Ritzen in eine Zeit, in der die Betriebskosten von Gebäuden immer weiter steigen und die Energieeffizienz von Gebäuden zu einem entscheidenden Zukunftsfaktor werden?…

„Wie auch immer – am Ende wollen’s alle a lichtdurchflutete Altbausch***“. Dieses Helmut-Dietl-Zitat beschreibt sehr treffend, wie sich die Wohnsituation in Deutschland darstellt: Der romantisierte Wunsch nach einem schönen Altbau, knarzigen Böden und leicht undichten Fenstern ist immer noch sehr präsent. Schön ist das, was alt ist. Doch entspricht dies noch dem Zeitgeist? Passt der Wunsch nach Doppelfenster und Dielenparkett mit Ritzen in eine Zeit, in der die Betriebskosten von Gebäuden immer weiter steigen und die Energieeffizienz von Gebäuden zu einem entscheidenden Zukunftsfaktor werden?

Die Zahlen sind eindeutig: 63 Prozent des Altbestands in Deutschland ist noch vor Inkrafttreten der Wärmeschutzverordnung von 1979 errichtet worden. Dass sich in dieser Zeit die Vorgaben weiter verschärft haben, ist klar. Die Auswirkungen sind groß: Ältere Gebäude verbrauchen bis zu fünf Mal mehr Energie als Häuser, die nach 2001 errichtet worden sind. 

Ausweg 1: Neubau – alles nicht so einfach

Nun gibt es zwei Auswege aus dieser Lage. Zum einen wäre natürlich die Möglichkeit des Neubaus. Jedoch gibt es verschiedenen Hürden und Herausforderungen, die einen schnellen Ersatz des Gebäudebestands in Deutschland erschwert. Da wäre zum einen die Bürokratie: Hohe Hürden in der Bearbeitung und Genehmigung der Bauanträge vermindern das Tempo in der Schaffung von neuem Wohn- und Nutzraum. 

Zweitens wird auch in Deutschland bezahlbarer Grund immer teurer. Seit 2003 haben sich die Kosten für baureifes Land fast verdoppelt. Allein innerhalb der vergangenen zehn Jahre ist der Preis um 50 Prozent angestiegen. 

Auch ein Abriss von Bestand kommt aus Kosten und bürokratischen Hürden nicht immer infrage. Seit dem großen Sanierungsboom rund um die 2000er-Jahre stagniert die Abrissquote in Deutschland. Außerdem ist die Sanierung von Altbau am Ende immer noch ressourcenschonender, auch wenn Recycling am Bau sich als Trend weiter etabliert. 

Dritter Grund, der uns in den kommenden Jahren immer mehr beschäftigen wird, ist der Fachkräftemangel im Bauwesen. Dieser verzögert die Durchführung von Projekten stark verzögert und lässt die ohnehin hohen Kosten weiter steigen. Bis 2035 fehlen am Bau rund 250.000 Fachleute. Die Corona-Pandemie und der dadurch ausbleibende Zuzug von Menschen aus dem Ausland haben die Situation auch in den vergangenen Monaten nochmals verschärft. Doch selbst wenn dieses Jahr wieder mit einer gesteigerten Arbeitsmigration gerechnet werden kann, ist die Arbeitermangel am Bau noch nicht gelöst. 

 

 

Ausweg 2: Sanierung – auch hier hakt es

Die Sanierung von Altbestand ist vom Fachkräftemangel im gleichen Maße betroffen wie der Neubau. Der zunehmende politische Druck, der hier auf Hauseigentümer ausgeübt wird, verschärft die Lage zusätzlich. Das ehrgeizige „Fit for 55“ Paket der Europäischen Union, das eine Reduktion des CO2-Ausstoßes um 55 Prozent bis 2030 vorsieht, ist gut und auch für den Gebäudesektor sehr relevant. In dem Papier ist auch explizit die Ausbildung von Fachkräften für energetische Sanierung und energetischen Neubau festgesetzt, allerdings lässt sich diese nur schwer politisch bestimmen. Die Suche nach Fachkräften treibt neue Entwicklungen: Vonovia sucht mittlerweile in Kolumbien nach geeigneten Mitarbeiter:innen für den heimischen Markt. 

Der Plan der EU sieht vor, dass wir in Deutschland jährlich bis zu 3 Prozent unseres Gebäudebestands sanieren müssen. Heißt für Deutschland: An Tempo gewinnen. Aktuell wird rund ein Prozent der Gebäude in Deutschland jährlich saniert. Dass ein großer Teil der zukünftigen Förderung auch in die energetische Sanierung gehen muss, ist der Politik klar geworden. Wie genau die anspruchsvollen Konditionen für die Sanierung aussehen sollen, ist noch unklar. 

Einsparung von CO2 – Kann Digitalisierung ein Ausweg sein?

Die Ziele sind ambitioniert, die Zeit drängt. Und wir merken: Es werden einige handfeste Herausforderungen auf uns zukommen, die wir lösen werden müssen. Für eine intelligente Gebäudesanierung ist es daher wichtig, alle Möglichkeiten der Energieeinsparung zu eruieren. Die zunehmende Digitalisierung von Bestandsgebäuden kann hier ein erster wichtiger Schritt sein. 

Ein Ziel, das auch wir bei Aufzughelden stets vor Augen haben: Durch unsere IoT-Lösungen können wir binnen kürzester Zeit auch ältere Gebäude in eine digitale Ära überführen und außerdem aktiv dazu beitragen, die Energiebelastung von Gebäuden zu reduzieren. Ein genaues Monitoring ermöglicht es uns, mögliche Energieverluste, die im Umfeld des Aufzugs entstehen können, zu identifizieren und durch vergleichsweise geringe Eingriffe zu vermindern. Beispielhaft sei an dieser Stelle ein intelligenter Lukenmechanismus zu nennen: Durch die smarte Steuerung von Öffnungen am Aufzug können wir „Kamineffekte“ verhindern und so dazu beitragen, teuer aufbereitete Luft im Gebäude zu halten. Ein kluges und übersichtliches Monitoring der Einsparungen für ESG-Reportings ist auch direkt mit dabei. 

Bis zu sieben Prozent an Einsparpotenzial von Energie/CO2, sieben Prozent aufs ganze Gebäude haben wir durch diesen vergleichsweise einfachen Eingriff, den wir bereits heute mit Partnern umsetzen. 

Doch sicherlich geht hier noch mehr! Die smarte Steuerung von Gebäuden birgt enorme Potenziale, ohne grobe Sanierung nur durch kluge Steuerung und Monitoring kurzfristige Erfolge zu erreichen.