24.10.2022

Investitionen in der Immobilienbranche: Ausreden gab es immer!

Na klar ist die Krise anwesend. Sie war es auf der Expo Real in München. Sie ist es beim Mittagessen mit Kolleginnen und Kollegen. Sie ist es bei Gesprächen mit Kundinnen und Kunden. Es wäre Unfug wegzuleugnen, dass aktuell ein massiver Dunst in der Luft hängt. Wer in der Immobilienbranche gerade nach aufmunternden Zahlen sucht, ist eine ganze Weile beschäftigt. Doch jetzt aufgeben? Trübsal blasen? Einen Gang zurückschalten? Nicht mit mir! Und ich erzähle auch, warum.

Wollt ihr zuerst die guten oder die schlechten Nachrichten? Beginnen wir bei den Schlechten; dann haben wir sie vom Tisch. Die Aussichten in der Immobilienbranche sind aktuell nicht gut. Fast alle Zahlen, die man sich ansieht, deuten darauf hin, dass wir in den kommenden Wochen eine Neusortierung am Markt erleben werden. Andere nennen es Konsolidierung. 

Sehen wir es ein: Der Immobilienmarkt wandelt sich

Blicken wir auf die Zinsentwicklung: Die Bauzinsen in Deutschland steigen auf knapp vier Prozent, das ist der höchste Stand seit 2011. Allein in den vergangenen vier Wochen, so schreibt das Handelsblatt, sind die Zinsen um 0,6 Prozentpunkte gestiegen. Das sind bemerkenswerte Zahlen. Durch die längere Zinsbindung sind wir in Deutschland nicht so stark von einer direkten Krise bedroht wie vielleicht die Menschen in England oder gar in den USA. Viele Häuslebauer, die bereits einen Baukredit haben, werden die Auswirkungen in der kommenden Zeit weniger spüren. Für zukünftige Bauvorhaben ist diese Entwicklung jedoch eine echte Herausforderung. Zusätzlich lassen die gestiegenen Verbraucher- und Rohstoffpreise die Baukosten weiter steigen. Was drohen kann, ist die Stornierung vieler Aufträge. Das kann die Baubranche hart treffen. Zusätzlich rauben die gestiegenen Kosten – sei es für Finanzierung oder Beschaffung – wichtiges Alltagskapital. Das hat Auswirkungen auf die Konjunktur, schließlich entziehen sie Geld, das dem Konsummarkt fehlen wird. 

Wir sollten uns deutlich machen: Der Immobilienmarkt wandelt sich. Wir werden langfristige Veränderungen erleben. Einige Betriebe und Privathaushalte werden auch direkt von der Krise betroffen sein. 

„Wer sich sorgt, wird nicht geheilt“

Wie verhalten wir uns richtig? Sollen wir uns Sorgen machen? Ich bin mir da nicht sicher, denn Sorgen können lähmen. Sie halten uns auf, weil sie dem Kopf Platz für Kreativität und Agilität nehmen. 

Ich denke: Wir können uns das Gefühl der Sorge schlichtweg nicht leisten. Wir müssen den Markt beobachten, Rückschläge hinnehmen, aber dennoch weitergehen; entschieden und schnell. Denn die Aufgaben, die vor uns sind, sind groß genug. 

Blicken wir beispielhaft auf die aktuelle Herausforderung der Energiekrise. Auch um dieser Krise zu entkommen, müssen wir weiter und schneller agieren. Mehr investieren. Energetische Sanierung vorantreiben. In unseren Gebäuden weiterhin Painpoints identifizieren, die wir schnell, einfach und oftmals kostengünstiger als gedacht beheben können. Wir alle haben gelernt, dass erneuerbare Energien auf lange Frist die günstigste und sicherste Energie sind. Diese Lernkurve müssen wir auch bei der Sanierung unserer Gebäude gehen. Auf lange Frist wird nichts so günstig sein, als weniger Energie zu verbrauchen. Der richtige Zeitpunkt der Umstellung ist jetzt.

Digitalisierung als Chance

Einen Weg, den wir gehen können, ist die Digitalisierung unserer Gebäude. Daran arbeiten wir bei Digital Spine mit Aufzughelden. Viele andere tun es auch. Als ich auf der Expo Real in München war, zum ersten Mal wieder vor Ort, habe ich schon staunen müssen. Ich habe gestaunt, weil ich viele großartige Produkte und Projekte gesehen habe. Einige der Ideen hätte ich selbst gern gehabt. Dieses Gefühl zeigt mir: Es gibt sie, viele großartige Innovatorinnen und Innovatoren, die mit ihren Ideen die Branche zum Guten verändern können. Wir müssen diese Ideen nur nutzen!

Schon lange vor der aktuellen Krise, schon lange vor der Pandemie, standen wir uns mit der Diskussion oftmals selbst im Weg. Mangelnder Ausbau schnellen Internets. Ohne Netz am Land. Die Infrastruktur hinkt hinterher. Alles valide Punkte. Hier kann man mehr tun. Dennoch war die Diskussion zu oft davon geprägt, was nicht geht. Dabei geht so viel. Meine These: Hätten wir in den vergangenen fünf Jahren nur ein paar einstellige Prozentpunkte mehr in die Digitalisierung von Gebäuden investiert, müssten wir jetzt weniger um die Effizienz unserer Gebäude bangen. 

Merkt ihr was? Ausreden gibt es immer. Bereits vor der aktuellen – teils akuten – Krise haben wir genug Gründe gefunden, etwas nicht zu tun. Dem trauern wir nun hinterher. Nehmen wir die aktuelle Situation, wie sie ist. Wir können jedoch jetzt agieren, um etwas zu ändern. Um zukünftig besser gerüstet zu sein für alle Entwicklungen, die noch kommen mögen.