12.12.2023
Digitale Gebäude im internationalen Vergleich: Hinken wir hinterher?
„Mehr Fortschritt wagen“ – so hatte die Bundesregierung ihr Programm überschrieben. Die Hälfte dieser Legislaturperiode ist nun vorbei. Und wir erkennen: Ja, wir müssen dringend mehr Fortschritt wagen. Gerade bei der Digitalisierung hinken wir weiter hinterher. Das kann vor allem bei einem wichtigen Projekt Deutschlands ein großer Nachteil sein.
Wie gut ein Land vorankommt, hat vor allem viel mit Vertrauen zu tun. Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit, Vertrauen in die Fähigkeit, kontinuierlich zu wachsen, Vertrauen in die Innovationskraft einer Wirtschaft. Dieses Vertrauen scheint mehr und mehr verloren zu gehen. Vor wenigen Tagen machten besorgniserregende Zahlen über das schwindende Zutrauen in die Demokratie Schlagzeilen. Aber auch andere Bereiche sind betroffen: zum Beispiel die Bahn. Bei einer Umfrage gaben nur 27 Prozent der Spediteure an, sie könnten sich vorstellen, in Zukunft mehr auf die Schiene zu setzen. Zu unzuverlässig. Zu marode. Und damit zu unattraktiv.
Dabei wäre eine funktionierende Schiene eine wichtige Säule für ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Deutschland. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Digitalisierung. Laut unserer Studie „Der smarte Weg zum digitalen Gebäude“, die wir gemeinsam mit dem Handelsblatt Research Institute durchgeführt haben, sieht ein gutes Drittel der befragten Unternehmensvertreter Deutschland bei der Digitalisierung allenfalls im Mittelfeld. Das bestätigt auch der Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft der Europäischen Union. Hier liegt Deutschland unter den 28 Mitgliedsländern auf Platz 13. Echte Mittelmäßigkeit statt Spitzenposition.
Digitalisierung in Deutschland: Wir müssen besser werden
Die Regierung hat das Problem erkannt. Die Digitalisierung verschiedener Bereiche ist immer wieder ein zentrales Thema. Auch der Bürokratieabbau, um diese schneller voranzutreiben, ist Teil der aktuellen Beratungen. Dennoch muss Deutschland sparen. Die Diskussionen um zu geringe Haushaltsmittel sind gerade aktuell sehr präsent. Auch wenn das Urteil des Bundesverfassungsgerichts Grenzen gesetzt hat, müssen wir in wichtigen Bereichen weiter investieren. Fast unbemerkt blieb nämlich, dass in fast allen Bereichen der Digitalisierung gekürzt wurde. Das ist leider notwendig, stellt uns aber vor die große Aufgabe, mit weniger Budget mehr zu leisten.
Weniger Budget, mehr Leistung. Wie soll das gehen? Die Antwort klingt einfach, ist aber sehr kompliziert: Es geht um mehr Effizienz. Auch deshalb ist der angesprochene Bürokratieabbau ein erster guter Schritt. Jeder Behördengang, jeder Tag, der durch eine Prüfung verloren geht, kostet Geld und Ressourcen. Wenn es uns gelingt, Neues mit mehr Pragmatismus zu installieren, werden wir langfristig davon profitieren.
Einfache Lösungen für mehr Wirkung
Effizienzsteigerung war von Anfang an ein wesentlicher Antrieb für unsere Arbeit bei Digital Spine. Mehr digitale Prozesse in bestehende Gebäude bringen. Ohne extrem teure Nachrüstungen. Und ohne zwangsläufig von Anträgen und Fördermitteln abhängig zu sein. Schnell liefern und schnell Verbesserungen im digitalen Gebäudemanagement erreichen – das ist unser Anspruch.
Neben der Weiterentwicklung der Technik ist die Einfachheit der Installation und Anwendung ein wesentlicher Punkt, an dem unsere Teams arbeiten. Wir möchten in Zukunft noch mehr für das Gebäude, die Nutzer:innen und vor allem die Verwaltung der Gebäude tun. Ohne dabei an Effizienz und Benutzerfreundlichkeit zu verlieren.
Gebäudedigitalisierung muss einfach sein
Komplizierte Anwendungen schrecken ab. Usability muss einfach sein, aber eine hohe Wirkung entfalten. Wir sind uns sicher: Mehr Gebäude in Deutschland müssen digitalisiert werden. Und zwar schnell. Wenn wir in diesem Bereich der Digitalisierung weiter hinterherhinken, laufen wir Gefahr, auch wichtige Nachhaltigkeitsziele nicht in vollem Umfang erreichen zu können. Moderne Gebäude mit moderner Technik sind effizienter und bieten die Chance, in Zukunft nachhaltiger zu sein.
Auch das wissen wir aus der laufenden Legislaturperiode: Der Gebäudesektor muss sich anstrengen, um die Klimaziele nicht wieder zu verfehlen. Und damit zu einer Belastung zu werden. Eine Belastung für uns in Deutschland und eine Belastung für die Bewohner:innen, Nutzer:innen und Betreiber:innen. Denn das Verfehlen der Klimaziele bedeutet, in Zukunft mit höheren Abgaben und Kosten rechnen zu müssen. In Zeiten knapper Kassen ein echter Nachteil.
Raus aus den komplizierten Denkstrukturen bei der Digitalisierung in Deutschland. Wir sehen immer noch so viel Potenzial. Tolle Technologien, die in Deutschland entwickelt werden. Aber viel zu oft landet sie im Ausland. Gekauft von Kapitalstarken. Oder genutzt in Ländern, die den Zugang zu digitaler Technik noch einfacher machen. Wir können es. Wir müssen nur wollen. Ich plädiere dafür, öfter die Frage zu stellen: Warum so kompliziert? Es gibt bestimmt einen einfacheren Weg. Wir müssen ihn nur gehen.
Artikel von Simon Vestner, CEO, Digital Spine GmbH